Von salzsensitiver Hypertonie spricht man, wenn der Blutdruck als Reaktion auf Salzkonsum um mehr als 10 Prozent sinkt oder steigt. Postmenopausale Frauen scheinen besonders häufig betroffen zu sein, wie ein Übersichtsartikel nahelegt.
Ein hoher Salzkonsum erhöht das Risiko für Bluthochdruck – jedoch nicht bei jedem Menschen in gleichem Ausmaß. Besonders anfällig sind Patienten mit einer sogenannten Salzsensitivität, die genetisch veranlagt ist und üblicherweise mit einer erhöhten Aktivität des sympathischen Nervensystems sowie einer erhöhten renalen Natriumretention einhergeht. Insbesondere Frauen scheinen anfällig für die Entstehung einer salzsensitiven Hypertonie zu sein, wie Forschende der Augusta University in Georgia, USA, in einem Übersichtsartikel im Fachjournal »Hypertension« der American Heart Association berichten. Das Risiko ist unabhängig von Alter und ethnischer Herkunft erhöht, die Postmenopause scheint dies jedoch noch zu verstärken.
Eine Salzsensitivität des Blutdrucks liege vor, wenn der Blutdruck als Reaktion auf Salzkonsum um mehr als 10 Prozent sinkt oder steigt, berichtet das Team um Candee Barris, das für seine Übersichtsarbeit mehrere klinische Studien und große Bevölkerungsstudien analysierte. Warum das weibliche Geschlecht einen Risikofaktor darstellt, sei noch nicht abschließend geklärt. Das Forschungsteam vermutet eine endotheliale Dysfunktion, wie Seniorautor Dr. Eric Belin de Chantemele in einer Pressemitteilung erklärt: »Wir glauben, dass es vor allem die Gefäße sind, die sich als Reaktion auf die Natriumzufuhr nicht entspannen, was zu einer Erhöhung des Blutdrucks führt.«
Eine Schlüsselrolle könnte eine bei Frauen erhöhte Expression von endothelialen Mineralcorticoid-Rezeptoren (ECMR) spielen. Hinweise darauf lieferten Studien an Menschen und Nagetieren, berichtet das Team um Barris. Auch der Spiegel des Liganden Aldosteron sei bei Frauen häufig hoch. Bindet Aldosteron an ECMR, fördere dies die Rückresorption von Natrium, wodurch sich in der Folge das Flüssigkeitsvolumen des Körpers und der Blutdruck erhöht. Zudem reagierten die Nebennieren von Frauen sensitiver auf Angiotensin II und die endothelialen Natriumkanäle (ENaC), die ebenfalls für die Natriumrückresorption verantwortlich sind, seien bei ihnen oft aktiver, heißt es in dem Übersichtsartikel.
Erhöhtes Risiko in der Postmenopause
Postmenopausale Frauen sind tendenziell häufiger und schwerer von salzsensitivem Bluthochdruck betroffen als Frauen in der Perimenopause. Die Forschenden vermuten daher, dass Estrogene einen gewissen protektiven Effekt haben, der postmenopausal mit den sinkenden Estrogenspiegeln nachlässt. Diese Annahme stützen Laborstudien an Rattenmodellen, die ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck nach der Entfernung der Eierstöcke zeigten.
Unabhängig vom Geschlecht sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor die häufigste Todesursache in Deutschland, wie das Robert-Koch-Institut kürzlich in seiner Publikation »Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland – wichtige Fakten auf einen Blick« berichtete. Demnach gingen im Jahr 2020 etwa 37 Prozent der Todesfälle bei Frauen auf kardiovaskuläre Erkrankungen zurück, darunter am vierthäufigsten auf hypertensive Herz- oder Nierenerkrankungen (circa 5 Prozent).
Die gute Nachricht: Barris und Kollegen berichten, dass durch eine Reduktion des Salzkonsums auch die Salzempfindlichkeit wieder gesenkt werden könne. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, pro Tag maximal 6 g Kochsalz zu verzehren. Dies entspricht in etwa einem Teelöffel. Es gilt zu beachten, dass in vielen verarbeiteten Lebensmitteln, darunter auch Brot, Wurst oder Konserven, Salz »versteckt« ist.
Artikel erschienen in der Pharmazeutische Zeitung online
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