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Mit Eiweiß kann man abnehmen, ohne hungern zu müssen. Forscher haben diesen Effekt genau untersucht und dabei einen wichtigen Faktor gefunden. Je „verdünnter“ man das Eiweiß zu sich nimmt, umso mehr nimmt man zu.
Eiweiß für die schlanke Linie
Unser Körper benötigt für unzählige Prozesse Eiweiß. Solange der Eiweißbedarf nicht gedeckt ist, empfindet der Mensch Hunger. Je höher der Proteinanteil in der Nahrung, desto schneller setzt die Sättigung ein.
Ist in der Nahrung der Eiweißanteil eher gering, werden zusätzlich höhere Kohlenhydrat- und Fettanteile verzehrt, die der schlanken Linie entgegenwirken. Zahlreiche Studien konnten kürzlich diese Erkenntnis belegen. Der Wissenschaftsautor Bas Kast stellte fest, dass bei verschiedenen Lebensmitteln der Sättigungsfaktor pro Kalorie unterschiedlich ist. Professor David Raubenheimer entdeckte, gemeinsam mit Stephen Simpson, seinem Kollegen von der Universität Sydney, den gleichen Zusammenhang bei Insekten. Er teilte diese Entdeckung seinen Studenten mit. Eine von ihnen plante mit Freunden ein Experiment.
Das Experiment
Sie lud zehn ahnungslose Freunde zum Essen ein. Die einer Hälfte erhielt sehr eiweißreiche Kost, die andere Hälfte normale. Es gab keine Einschränkung bei der Essensmenge.
Die Freunde, die sich proteinreich ernährten, verzehrten 38 Prozent weniger Kalorien als vorher. Die andere Gruppe allerdings nahm 35% mehr Kalorien zu sich. Es wurde festgestellt, das alle Testpersonen ihre Proteinzufuhr, ohne es selber zu merken, konstant gehalten haben. Mit dem Unterschied, dass die zweite Gruppe mehr Kohlenhydrate zu sich nahm, um den Proteinlevel zu erreichen.
Ein Hinweis mehr, dass die Sättigung erst einsetzt, wenn eine bestimmte Proteinmenge bei der Nahrungsaufnahme erreicht wird. Wer weniger Protein, dafür aber mehr Fette und Kohlenhydrate zu sich nimmt, steigert dadurch effektiv die Kalorienanzahl der Nahrung. Kalorien können nur eingespart werden, wenn die Eiweißmenge bei jeder Mahlzeit gesteigert wird.
Zitat: „Wir überfressen uns an Fetten und Kohlenhydraten auf der Suche nach Protein“, schreibt Bas Kast.
Fette und Kohlenhydrate lassen sich einfacher speichern als Proteine
Ein Hauptproblem sind die industriell verarbeiteten Lebensmittel, die oft zu viel Zucker und Fett enthalten und dadurch der Proteingehalt reduziert ist. Hinzu kommt, dass unser Körper leichter Kohlehydrate und Fette speichern kann als Proteine. Raubenheimer und seine Kollegen halten diesen Umstand für eine der Ursachen des Übergewichtsproblems weltweit.
Hochwertiges Eiweiß hilft beim Abnehmen
Nicht nur, dass Eiweiß das Sättigungsgefühl beschleunigt, hochwertige Proteine können die gewünschte Gewichtsreduktion unterstützen und sogar körperlichen Entzündungsprozessen entgegenwirken. Wer sein Gewicht halten oder reduzieren möchte, sollte daher industriell verarbeitete Lebensmittel meiden und hochwertiges Eiweiß bevorzugen.
Aus dem Netz: Bas Kast wertet Ernährungstudien aus
Wertvolle Proteine vs. günstige Industrienahrung
Viele Menschen können es sich gar nicht mehr leisten, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Wer sparen muss, kauft günstige Industrienahrung und wird von dieser „ungesund“ satt, weil wertvolle Proteine fehlen. Bevölkerungsschichten, die sich hochwertigere Nahrung leisten können, essen proteinreicher. Sie leben nicht nur gesünder, sie können auch besser ihr Gewicht halten.
Diäten, die nicht nur einseitig sind, sondern auch einen geringen Sättigungseffekt haben, hält kaum jemand durch. Viel effektiver ist es, den Proteinanteil in Ihrer Nahrung zu erhöhen und dadurch schneller satt werden. Nebenbei reduzieren Sie dadurch ganz geschickt Ihre Energieaufnahme. Besonders effizient ist die Kombination verschiedenster Lebensmittel, wenn Sie z.B. hochwertige Proteine mit Ballaststoffen in Ihren Rezepten kombinieren.
Welche Proteine sind besonders gesund?
Um sich proteinreich zu ernähren, sollten Sie nicht nur tierische Proteine verwenden. Zu viele tierische Proteine können einen schneller altern lassen. Wählen Sie lieber eine Kombination aus Proteinquellen, die Ihre Gesundheit unterstützen.
Olivenöl, Joghurt und fetter Fisch machen nicht nur satt, sie können auch dem Alterungsprozess und Demenz entgegenwirken, aber auch Herz-/Kreislauferkrankungen vorbeugen.
Mithilfe von Kefir oder Joghurt (zur Stärkung der Darmgesundheit) und Nüssen können Sie diesen Effekt noch steigern. Auch Gemüse hat einen hohen Proteingehalt. Sämtliche Kohlsorten, aber auch Spargel und Spinat, sind besonders reich an Proteinen und Ballaststoffen. Bas Kast rät zusätzlich zu Kichererbsen, Leinsamen, Linsen, alle Bohnensorten, aber auch zu Couscous oder Bulgur, da diese Grundnahrungsmittel proteinreicher sind als Kartoffeln und Weißbrot.
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