Gerste – Ein gesundes, leider fast vergessenes Superfood

Gerste - Ein gesundes, leider fast vergessenes Superfood
Gerste - Ein gesundes, leider fast vergessenes Superfood

Laut archäologischen Funden gibt es die Gerste schon seit 800 000 Jahren. Vor rund 10 000 wurde sie im vorderen Orient angebaut und seit etwa 6000 Jahren nicht mehr genetisch verändert. Bei der heutigen Ernährung spielt sie eher eine untergeordnete Rolle, trotz ihrer vielen gesundheitlichen Vorteile. Wie Sie sich Ihr eigenes, gesundes Gerstenwasser  selber herstellen können, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.

Was macht die Gerste aus?

Heutzutage wird Gerste fast nur noch zum Brauen von Bier und als Tierfutter verwendet. Dabei könnte aus dem Getreide auch Brot gebacken und Grütze oder Eintopf gekocht werden. Bis Ende des 2. Weltkrieges war die Gerste als Nahrungsmittel auch in Deutschland noch weit verbreitet. Heute steht das ballaststoffreiche und cholesterinsenkende Getreide fast nur noch in Österreich, Tschechien, Südtirol und dem Balkan auf dem Speiseplan. Römische Gladiatoren sollen Gerstengerichte gegessen haben, um vor Kämpfen Ihre Ausdauer und Kraft zu erhöhen. Graupen, die aus Gerste hergestellt werden, haben nicht nur einen hohen Sättigungsfaktor, sondern wirken auch heilend.

Gerstenwasser (das Wasser, in dem die Getreidekörner gekocht werden) war früher ein heilsames Getränk für Kranke und Schwache (das Rezept zum selber herstellen finden Sie an Ende des Artikels). Gerstentee wird auch heute noch in Korea und Japan getrunken. Er beugt Magengeschwüren vor. Bis in die Römerzeit wurde fast ausschließlich Gerstenbrot gebacken. Diese Tradition geriet leider in Vergessenheit, weil sich Weizenmehl besser verbacken ließ. Weizenmehl hat dann im Laufe der Zeit das gesunde Gerstenmehl immer mehr ersetzt.

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Foto©Zach Betten/unsplash

Die gesundheitlichen Vorteile der Gerste auf einem Blick

  • cholesterinsenkend (bindet das LDL-Cholesterin, ohne das HDL-Cholesterin zu senken)
  • ballaststoffreich
  • reguliert den Blutzuckerspiegel
  • ist bekömmlich (enthält weniger Gluten als Weizen)
  • entgiftet den Körper
  • ist eine wichtige Eiweißquelle
  • wirkt reizmildernd auf Schleimhäute
  • reguliert den Stuhlgang
  • der Ballaststoff Beta-Glutan beugt Krebs- und Herzerkrankungen vor
  • sättigt lange und intensiv
  • ist reich an Vitalstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen
  • stärkt die Nerven
  • schützt die Gefäße
  • stärkt die Darmflora
  • unterdrückt Heißhungerattacken
  • durch die Vermehrung positiver Darmbakterien können chronische Entzündungen im Körper reduziert werden
  • enthält Phenole, die als Antioxidantien wirken

Lebensmittel aus Gerste

Es wird zwischen Spelz- und Nacktgerste unterschieden. Die Getreidespelzen sind nicht zum Verzehr geeignet und müssen vor der Verwendung maschinell entfernt werden. Leider wird bei diesem Reinigungsvorgang nicht nur die ungenießbare Spelze entfernt, sondern mit ihr auch wertvolle Inhaltsstoffe. Bei der Nacktgerste muss das Korn nicht aufwendig entspelzt werden, da die Spelzen beim Dreschen von alleine abfallen. Die Nacktgerste ist daher für den Verzehr empfehlenswerter, weil sie noch mehr gesunde Inhaltsstoffe enthält.

Gerstengras, das aus den jungen Blättern der Gerste gewonnen wird, ist reich an Mineralstoffe, Enzymen, Vitaminen und Antioxidantien. Der Geschmack erinnert an Spinat und ist z.B. eine Bereicherung für Smoothies.

Kochgerste oder Graupen werden aus Rollgerste gemacht. Es handelt sich hierbei um Gerstenkörner, die bei der Verarbeitung geschliffen werden. Der Keimling wird rund abgeschliffen, damit die Samenschalen entfernt werden können. Hierbei gehen zwar wertvolle Vitamine und Ballaststoffe verloren (Verringerung des Nährwertes) aber der Phytinsäureanteil der Schale wird ebenfalls reduziert. Graupen sind eine beliebte Suppeneinlage oder werden zu Eintöpfen verkocht. Da sie eine sehr lange Kochzeit haben, lohnt sich das vorherige Einweichen. Wird das Einweichwasser vor dem Kochen weg geschüttet und die Graupen erneut gewaschen, verringert sich erneut der Anteil an Phytinsäure.

Gerstenflocken kann man als Backzutat oder für die Zubereitung von Müsli verwenden. Geschälte Gerstenkörner werden, um sie formbar zu machen, aufgeweicht, und dann zu Gerstenflocken gewalzt.

Gerstensprossen, die Sie selber aus Nacktgerstekörnern ziehen können, schmecken auf Quarkbroten oder im Salat.

Gerstengrütze wird aus entspelzten und geschälten Gerstenkörnern hergestellt, die in kleine Stücke zerteilt werden. Die Gerstengrütze kann man zum Kochen von Breien, Aufläufe und Suppe verwenden. Sie ist magenfreundlich, leicht verdaulich und gilt als Heilkost bei Magen-Darm-Erkrankungen.

Gerstenmehl wird im Handel selten angeboten. Sollten Sie selber eine Getreidemühle haben, können Sie sich Ihr Gerstenmehl selber mahlen. Da der Glutenanteil wesentlich geringer ist als beim Weizenmehl, kann man reine Gerstenbrote nur als Fladen backen. Mischbrote mit Dinkel oder anderen glutenhaltigen Mehlsorten sind da beliebter. Sie können das Gerstenmehl auch als Eiweißbrot backen. Die im Eiweißbrot enthaltenen Eier können die Bindung erhöhen.

Die Inhaltsstoffe der Gerste

Nacktgerste beinhaltet auf 100 Gramm

  • etwa 10 g Eiweiß
  • 12 g Wasser
  • 2 g Fett
  • 10 g Ballaststoffe
  • 64,3 g Kohlenhydrate und
  • 315 Kcal.

In der Gerste enthalten sind

  • Beta-Glutan
  • die Vitamine B1, B3, B6, B7, B9
  • Phosphor
  • Mangan
  • Kupfer
  • Zink
  • Magnesium
  • Kalium und
  • Eisen

Stärkendes Gerstenwasser selber machen

Gerstenwasser wirkt stärkend, beruhigt den Magen und kann Fieber senken. Sie können es ganz leicht selber herstellen. Es werden benötigt

  • 70 bis 90 Gramm Gerstenkörner
  • 2 Liter Wasser

Geben Sie die Gerstenkörner und das Wasser in einen ausreichend großen Topf und kochen Sie die Mischung auf. Reduzieren Sie nach dem ersten Aufkochen die Kochtemperatur, sodass das Wasser nur noch leicht köchelt. Schließen Sie den Topfdeckel nicht ganz, damit ein wenig Dampf entweichen kann. Nach etwa 2 Stunden Kochzeit ist das Gerstenwasser fertig. Schütten Sie es durch ein feines Sieb in eine Karaffe und geben Sie nach Belieben etwas frisch gepressten Zitrussaft (Orange, Zitrone oder Grapefruit) und ein wenig Ahornsirup oder Honig hinzu. Im Kühlschrank können Sie das stärkende Getränk bis zu 3 Tagen aufbewahren. Sie können es heiß oder kalt genießen, – nach Geschmack auch mit ein wenig Zimt.

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